das auerhahnbild - fiktion und realität |
Bis zu seinem Tod in "Die fünfte Frau" stand Wallanders Vater Tag für Tag in seinem dunkelblauen Overall und den abgeschnittenen Gummistiefeln vor einer Leinwand und malte immer wieder das selbe Motiv. Eine melancholische Herbstlandschaft mit spiegelglattem See, einen gekrümmten Baum mit entlaubten Zweigen im Vordergrund und ganz hinten am Horizont flüchtig in Wolken gehüllte Gebirgsketten, die in der untergehenden Abendsonne schimmern. Auf der linken Seite auf einem Baumstumpf sitzt, je nach Bestellung, ein Auerhahn...
Wallanders Vater war von der Schönheit Schonens so überwältigt, dass er seine letzten Lebensjahre damit verbrachte, sie zu malen. Schonische Landschaft - mit oder ohne Auerhahn. Nur diese beiden Motive, immer und immer wieder. Es müssen grauenhaft kitschige Bilder gewesen sein. Wallander schämte sich für seinen durchgedrehten Vater. "Dabei ist das gar kein so schlechtes Motiv", sagt Gunnar Andersson. Er muss es wissen, schließlich malt auch er die schonische Landschaft, mit oder ohne Auerhahn. Als der 71-jährige pensionierte Seemann die Wallander-Krimis las, identifizierte er sich weniger mit Kurt Wallander als mit dessen skurrilem Vater. "Zu Anfang war es schon komisch, immer dasselbe zu malen. Aber jetzt gefällt es mir. Es ist sehr beruhigend, fast meditativ." Und es füllt die Haushaltskasse. In der Galerie am Marktplatz in Ystad werden die Bilder an Wallander-Touristen verkauft, für umgerechnet 100 Euro das Stück. |