10. "Der Feind im Schatten"
("Den orolige mannen", 2009)

 

Autor:
Henning Mankell


Titel:
"Der Feind im Schatten"
Verlag:
Zsolnay Verlag (592 Seiten / Fester Einband)
Erscheinungsdatum:
30. April 2010


 

Autor:
Henning Mankell


Titel:
"Der Feind im Schatten"
Verlag:
dtv (592 Seiten / Taschenbuch)
Erscheinungsdatum:
1. Januar 2012

 

 

kurzbeschreibung



Dieser neue Wallander-Thriller führt direkt in den Kalten Krieg und in die schwedische Nachkriegsgeschichte. Hakan von Enke, ehemaliger U-Boot-Kommandant und zukünftiger Schwiegervater von Wallanders Tochter Linda, gewährt dem Kommissar brisante Einblicke in eine politische Affäre: Fremde U-Boote drangen in den achtziger Jahren mehrfach in schwedische Hoheitsgewässer ein, wurden aber nie identifiziert. Von Enke hat dazu jahrelang recherchiert und glaubt sich einer Lösung nahe. Doch dann verschwindet er spurlos, und als kurz darauf auch noch Enkes Ehefrau als vermisst gilt, steckt Wallander bereits mitten in den Ermittlungen...

 

 

interview



Henning Mankell im Gespräch mit Silja Ukena anlässlich der Veröffentlichung von "Der Feind im Schatten" (Berlin, Dezember 2009)

- Das komplette Interview finden Sie hier -

 

 

rezensionen



Wallanders Requiem

Sieben Jahre nach „Vor dem Frost“ ist er nun erschienen, der „definitiv letzte“ Wallander-Roman, wie Henning Mankell jüngst in Interviews mehrfach versicherte. In der Zwischenzeit entstand eine schwedische TV-Serie mit neuen Geschichten nach Entwürfen Mankells sowie Neuverfilmungen einiger seiner Bücher durch die BBC.

Es schien beinahe so, als sei alles erzählt, was es zu erzählen gibt. Wallanders Zukunft blieb für den Leser ungewiss, aber irgendwie war es auch ein beruhigendes Gefühl, dass dieser unermüdliche und zutiefst menschliche Kommissar weiterhin seiner Berufung nachgeht, stets in der Hoffnung, die Welt dadurch zumindest ein klein wenig gerechter zu machen.

In „Der Feind im Schatten“ zieht Wallander nun Bilanz seines bewegten (Berufs-)lebens. Es finden sich zahlreiche Verweise und Rückblenden auf alte Fälle, die uns Lesern allesamt noch gut in Erinnerung sind. Darüber hinaus gibt es ein Wiedersehen mit Personen aus Wallanders Vergangenheit, was allerdings nicht immer glücklich endet.

Die Geschichte von dem verschwundenen, ehemaligen U-Boot-Kommandanten und zukünftigen Schwiegervater von Wallanders Tochter Linda bildet nur eine Art Rahmenhandlung, die leider nicht sonderlich zu fesseln vermag. Zu schwerfällig bewegt sich die Handlung voran und die Spannungsmomente, welche den Reiz der früheren Titel der Reihe ausmachten, sind schlichtweg zu rar gesät.

Im Mittelpunkt steht vielmehr Wallander und sein zunehmender Verfall. Nachdem bereits vor einiger Zeit Diabetes bei ihm diagnostiziert wurde, kämpft er nun auch noch mit den ersten Anzeichen von Demenz. Von seinen alten Kollegen ist nur Martinsson übriggeblieben. Ebba wurde pensioniert und Nyberg plant seinen Ruhestand in Nordschweden. Für ihn wichtige Personen aus seinem privaten Umfeld sind auf Entzug oder unheilbar krank. Wallander hat es nie leicht gehabt, aber hier mutet Mankell seinem Helden doch arg viel zu. Einziger Lichtblick sind seine Tochter Linda und sein Enkelkind. Doch auch diese Freude währt nicht lange und so bleibt man am Ende des Romans mit einem Gefühl von Beklommenheit, Wehmut und Mitleid für den sympathischen Kommissar aus Ystad zurück.

Musste die Erzählung von Kurt Wallander zwangsläufig so enden und war dieser letzte Roman wirklich nötig? Das Leben ist nicht immer fair und kann manchmal brutal ungerecht sein. Keiner weiß das besser als Henning Mankell selbst, aber ein wenig Hoffnung hätte Wallander doch verdient gehabt.

Daniel Imort, April 2010.