Martina Andres, Anja Hoppe, Rolf Lassgård und Daniel Imort
(Foto: Michael
Böhme)
Am Samstag, den 3. September 2005 fand nach fast einem Jahr Vorbereitungszeit in Berlin das erste Wallander-Fantreffen statt. Über 70 begeisterte Fans aus Deutschland, Holland und Italien waren mit dabei und begrüßten unter tosendem Applaus den Ehrengast des Treffens, den schwedischen Schauspieler Rolf Lassgård. In allen bisherigen Romanverfilmungen war er in der Rolle des Kurt Wallander zu sehen und so auch in der neusten Adaption für die Kinoleinwand. "Mittsommermord" erntete noch während des Abspanns großen Beifall und viele positive Kritiken. Danach konnten sich die Teilnehmer bei einem reichhaltigen Büfett von den spannenden Filmminuten erholen und für die anschließende Gesprächsrunde stärken. Mehr als eine Stunde stand Rolf Lassgård hier allen Anwesenden ausführlich Frage und Antwort zu seinem Beruf, den Wallander-Filmen und vielem mehr. Moderiert wurde das Fantreffen sowie die heitere Diskussion von Daniel Imort, der zusammen mit Martina Andres für die Organisation verantwortlich war. Tatkräftig unterstützt wurden sie bei der Gesprächsrunde von Anja Hoppe, die als Dolmetscherin fungierte. Auch allen anderen, freiwilligen Helferinnen und Helfern sei an dieser Stelle sehr herzlich für ihr Engagement gedankt! Sie alle haben dazu beigetragen, dass dieses Fantreffen für viele ein wohl unvergessliches Erlebnis bleiben wird...
Der große Blonde aus dem Norden
Seit einem Jahr etwa bin ich Henning Mankell-Fan. Wer Schweden-Krimis
liebt, kommt an Henning Mankell definitiv nicht vorbei. Die ersten Bände
las ich hintereinander weg, und da mir seine Sprache besonders gut
gefiel, las ich den „Chronist der Winde“, einen seiner Afrika-Romane.
Dieses Buch hat mich lange nicht losgelassen, es gehört für mich zu
einem der besten Bücher, die ich je las. Ich begann mich mehr für die
Person des Henning Mankell zu interessieren und stieß dabei, mehr
zufällig, auf die Wallander Fanpage. Ich fragte mich, wer dahintersteckt
und welcher Art die Fans sein mochten. Und mich interessierte auch Rolf
Lassgård. Was mag das gewisse Etwas an dem großen Blonden sein, der den
Kurt Wallander in den Mankell Verfilmungen so angelegt hat, dass seine
Fans sich keinen anderen in der Rolle des gestressten Depri-Bullen aus
dem schwedischen Kaff Ystad mehr vorstellen wollen. (Text: Margot Rung)
Erstes
Wallander-Fantreffen in Berlin
Am Samstag den 3.September 2005 fand in Berlin das erste deutsche „Wallander-Fantreffen“ statt – eine gute Gelegenheit diese pulsierende Stadt einmal zu besuchen. „Habt ihr einen richtigen Wallander-Fanclub?“, frage ich Daniel Imort. Er ist Webmaster von wallander-web und Mitorganisator der Veranstaltung. Daniel verneint das, Henning Mankell sei zwar sehr beliebt, zu einem Fanclub sei es aber noch nicht gekommen – es fehle einfach an Zeit. Die Seite wird ausschließlich ehrenamtlich betrieben. Die Arbeit teilt sich Daniel mit vier weiteren Fans. Es ist das erste Mal, dass ein derartiges Treffen zustande gekommen ist. Höhepunkt an diesem Samstag in Berlin ist sicherlich das Erscheinen des schwedischen Schauspielers Rolf Lassgård. Das Treffen beginnt um 16 Uhr. Gerade noch rechtzeitig, zehn Minuten vorher, kommen wir an. Wir hatten uns ein bisschen verschätzt, was die Entfernungen in Berlin angeht. „Wir laufen ein Stückchen!“ hatten wir uns gedacht, aber es war dann doch weiter als erwartet. Als wir schließlich ankommen, ist Rolf Lassgård schon da. Er ist der Schauspieler, der in den Verfilmungen von Henning Mankells Romanen die Rolle des „Wallander“ spielt. Ein schon bekanntes Gesicht, da er auch schon die Rolle des Gunvald Larsson gespielt hat. Rolf Lassgård ist ein netter und zuvorkommender Mann. Er nimmt sich viel Zeit für seine Fans, lässt sich mit ihnen fotografieren, unterhält sich mit ihnen, mischt sich am Buffet unter die Leute und beantwortet die Fragen der Fans. Er wird bis ungefähr 22 Uhr bleiben und verbringt den Rest des Wochenendes mit seinem Sohn in Berlin. Ungefähr 70 Fans sind anwesend. Sie sind vor allem aus Norddeutschland nach Berlin gekommen. Als erstes wird der Film „Mittsommermord“ gezeigt. Dieser Film hatte im Mai 2005 in Schweden Premiere. „Die Kritiken waren gut“, wird Rolf Lassgård später erzählen. „Aber wir hatten wohl das Pech, dass der Film ausgerechnet in den vier wärmsten und schönsten Wochen des Sommers anlief. Vielleicht hätten wir im Herbst mehr Erfolg gehabt.“ Wir schauen uns also „Mittsommermord“, der 100 Minuten dauert, an. Die deutsche Synchronisation ist noch nicht fertig, deshalb müssen die deutschen Fans den Film mit englischen Untertiteln verfolgen. Es ist ein sehr schwermütiger Film, der gut zur Atmosphäre in Henning Mankells Büchern passt. Man hat das Buch nicht kopiert, Situationen wurden verändert und eine Person wurde hinzugefügt. „Ein Buch ist ein Buch und eben kein Film.“, erklärt Rolf Lassgård in der Fragerunde nach dem Film. „Manche Situationen haben im Buch eine gute Wirkung, im Film jedoch wirken sie gar nicht oder werfen Fragen auf. Deshalb hat man gewisse Stellen an das Medium Film angepasst.“ Im Film wurde die Rolle der Maja eingefügt. Sie und Wallander haben ein sehr kompliziertes Verhältnis zueinander. Im Buch kommt sie gar nicht vor. Rolf Lassgård spielt die Rolle des Wallanders mit viel Freude. Als zu Beginn die Frage aufkam, wer die beste Besetzung für die Rolle wäre, schrieb Henning Mankell den Namen Rolf Lassgård auf einen Zettel. Lassgård wollte die Rolle gerne übernehmen, er empfand es als eine Ehre, da er Mankells Arbeit bewunderte. Er hat in allen bisherigen Filmen die Hauptrolle gespielt, wird aber bei der neuen 13teiligen Serie, die momentan in Ystad gedreht wird, nicht mitarbeiten. Für die Handlung, die sich um die Hauptcharaktere aus den Romanen rankt, sind hier allein die Drehbuchautoren verantwortlich. „Nach langem Überlegen habe ich dieses Angebot abgelehnt. Ich müsste jahrelang nur die Rolle des Wallander spielen, das würde viel Zeit kosten und ich will ja auch noch Theater spielen. Das ist meine eigentliche Arbeit und meine Leidenschaft. Außerdem möchte ich mehr Zeit für meine Familie haben.“ Er habe sogar nachträglich eine Klausel in seinen Vertrag setzen lassen, die verlangt, dass alle Morde an einem Montag gedreht werden. Da müsse er dann nämlich nicht am Set, sondern könnte einen Tag länger bei seiner Familie bleiben. In der neuen Serie wird der in Schweden sehr bekannte Schauspieler Krister Henriksson die Rolle des Wallander übernehmen. Es ist geplant, auch Mankells Roman „Die Brandmauer“ zu verfilmen. Wahrscheinlich wird es ein Fernsehfilm in mehreren Teilen werden, in dem Rolf Lassgård dann natürlich wieder dabei ist. Er spielt also nur die Hauptrolle in den Filmen, die auf den neun Büchern von Henning Mankell basieren. Und dieser würdigt auch eindeutig die Arbeit von Lassgård. Er widmete ihm das Buch „Wallanders erster Fall“ mit den Worten :
„Für Rolf Lassgård Für jeden Film, der bisher gedreht wurde, war ein anderer Regisseur am Werk. Die Bücher sind alle verschieden, und so wollten wir auch für jeden Film eine andere Atmosphäre.“, erzählt Lassgård. „Arbeitet Henning Mankell mit an den Filmen?“, wollte ein deutscher Fan während der Fragerunde wissen. „Sicher! Er arbeitet mit am Drehbuch, besucht uns am Set und segnet den fertigen Film ab.“, antwortet Rolf Lassgård. So gab es zum Beispiel einmal die Szene, in der Wallanders Vater mit zu einem Fest der Polizei gehen sollte. Jeder weiß aber, dass Wallanders Vater niemals dorthin mitgekommen wäre, da er die Polizei ganz und gar nicht mag. Diese Szene wurde also ausgelassen. Während der Fragerunde entpuppt sich Rolf Lassgård als unterhaltsamer Erzähler. Man merkt sofort, dass er den Kontakt mit dem Publikum dank seiner Theatertätigkeit gewohnt ist. „Mit der ersten Verfilmung musste ich lernen damit umzugehen, dass das Publikum meine Filme in meiner Abwesenheit sieht und ich die Reaktionen nicht mitbekommen kann.“ Der Schauspieler hat alle Szenen in den Filmen selbst gespielt, es gab keinen Stuntman. „Das wäre auch ziemlich schwierig gewesen, jemanden zu finden – bei meiner Größe und meinem Gewicht!“, lacht Lassgård. Er hat noch nie ein Fantreffen mitgemacht und deshalb war er vorher wohl etwas nervös beim Gedanken an die vielen Spezialisten, die ihn dort erwarteten. Dieses Geständnis sorgt unter den Fans für einiges Gelächter. Auch das ganze Treffen verläuft in einer sehr gemütlichen Stimmung und der Schauspieler nimmt sich viel Zeit, um seinen Fans Rede und Antwort zu stehen. Im Anschluss an die Fragerunde werden unter den Fans noch Wallander-Pakete, bestehend aus Büchern und Hörbuchern, verlost. Und da ich auch sonst nie etwas gewinne, habe ich natürlich auch dieses Mal kein Glück. Daniel Imort, seine Helfer und die Fans können auf einen erfolgreichen Nachmittag und Abend zurück blicken. Vor uns liegt nun der gleiche Weg. Wir gehen zurück durch diese absolut lebendige Stadt, in der hart am Aufbau eines neuen Berlins gearbeitet wird. Henning Mankell beschreibt in seinen Büchern die tief greifenden Veränderungen in Europa. Logisch, dass das Fantreffen gerade in Berlin stattfand. (Text: Ine Jacet / Deutsche Bearbeitung: Diana Vellguth) |