"Ein Film in
Maßarbeit" - |
Herr Lassgård, in "Der Mann, der lächelte" wird Kommissar Wallander mit einem besonders unangenehmen Gegner konfrontiert. Was ist das für ein Mann? Hardenberg ist ein sehr beliebter Industrieller. Er lebt in einem Dorf in Schonen, aber macht seine Geschäfte in der ganzen Welt. Er ist viel unterwegs und schon allein deshalb schwer zu fassen. Hardenberg verfügt über beste Kontakte in die Politik und Wallander hat ihn im Verdacht, im Organhandel tätig zu sein. Wie geht Wallander diesen Fall an? Na, ja, einer seiner Kollegen sagt ziemlich treffend, als sie zu einem Verhör in Hardenbergs Schloss ankommen: "Es ist, als ob man zu Microsoft geht". Sie spüren die Macht dieses Mannes. Wallander hat eigentlich keine Chance gegen Hardenberg. Er versucht es aber trotzdem. Es macht ihn unheimlich wütend, dass er Hardenberg nicht zu fassen bekommt. Er ist verzweifelt, rennt gegen Mauern und benimmt sich mitunter wie ein Trottel. Können Sie das verstehen? Ja, denn es macht einen Polizisten verrückt, dass er einen Verdächtigen hat, aber nicht an ihn rankommt. Wallander stößt regelrecht an eine Wand und er weiß nicht, wie er sie überwinden soll.
Was ist, von diesem Gegner abgesehen, noch besonders an diesem Fall? Der Fall ist schon deswegen anders, weil er in einem ganz anderen gesellschaftlichen Milieu angesiedelt ist. In den anderen Büchern gehören die Täter eher zur unteren sozialen Schicht. Hier steht der Hauptverdächtige ganz, ganz oben. An manchen Stellen hat man den Eindruck, dass Wallander zu naiv ist, um diesen Fall zu lösen. Bei einer Fortbildung in Stockholm schläft er mit einer Frau, ohne zu merken, dass sie eine Prostituierte ist und Geld von ihm will. Außerdem scheinen ihm die Mittel zu fehlen, um in Hardenbergs Welt einzudringen. Unter anderem mangelt es ihm schlichtweg an Umgangsformen. Ich glaube, Wallander ist auf gute und schlechte Weise naiv. Als er Annika, die Prostituierte, kennen lernt, denkt er nur als Mann. Nicht mit dem Kopf, sondern mit einem anderen Körperteil. Er macht sich lächerlich. Andererseits ist die Art und Weise, in der er den Fall angeht, sehr professionell. Man muss verstehen, dass die Geschichte mit der Prostituierten sein Verhältnis zu Maja stark belastet. Trotzdem muss er mit ihr zusammenarbeiten. Wie geht es Ihnen, wenn Sie einen Charakter spielen, der so viele Probleme hat? Deprimiert Sie das? Nein, es sind die üblichen Probleme von Wallander. Im Roman fährt er übrigens sogar nach Thailand, um Sex zu haben. Das ist noch schlimmer. Das Verhältnis zu Maja ist danach wirklich schwierig. Für einen Schauspieler sind solche Konflikte aber schön. Sie sind eine großartige Herausforderung.
Wie entwickelt sich die Figur Wallander in Zukunft weiter? Er lernt bei jedem Fall dazu, erweitert seinen Horizont. Das nächste Buch, "Mittsommermord", das im Frühjahr 2004 verfilmt wird, dreht sich um das Verhältnis zu seinem Kollegen Svedberg. Wallander merkt, wie wenig er seine Kollegen, mit denen er seit 20 Jahren täglich zusammenarbeitet, kennt und wie schwer es ist, die naheliegendsten Geheimnisse zu erahnen. Bei jedem Wallander-Film gibt es einen anderen Regisseur. Was macht die Handschrift von Leif Lindblom in "Der Mann, der lächelte" aus? Auch Leif hat einen ganz eigenen Stil. Der Film ist realistischer und nicht so düster wie die vorhergehenden. Man sieht den Sommer und die Schönheit der Natur in Südschweden. Das liegt natürlich auch am Buch, das sich für eine solche Art der Verfilmung angeboten hat. So hat jeder Teil der Reihe seinen eigenen, der Vorlage angemessenen Stil. Wir machen quasi Maßarbeit, keine Industrieprodukte. Das Interview führte Frédéric Ulferts |