Interview mit Henning Mankell
zur Verfilmung von "Die fünfte Frau"




 
Kurt Wallander (Rolf Lassgård) und seine Kollegin Maja Thysell (Marie Richardsson) sind entsetzt über einen weiteren Mord
(Foto: Nils Bergendal / © ZDF)

 

Gewalt an Frauen: das am besten versteckte Verbrechen
Interview mit Bestsellerautor Henning Mankell

Für die Verfilmung Ihres Romans "Die fünfte Frau” haben Sie – anders als bei "Die falsche Fährte" - nicht das Drehbuch geschrieben. Hat Ihnen der Film trotzdem gefallen?

Ja, außerdem habe ich das Drehbuch von Klas Abrahamsson schon vorher lesen können, und es hat mich wirklich auf positive Art überrascht. Ich wusste also, wie an dem Film gearbeitet wurde, und das Ergebnis halte ich für sehr gut.

Ist es sogar besser, wenn ein anderer Autor das Drehbuch schreibt?

Na, ja, es kommt drauf an, wer. Auf jeden Fall ist es gut, wenn jemand die Adaption mit frischem Blick vornimmt. Vielleicht sogar besser, als wenn ich das Gleiche noch mal mache. Es gibt aber Gründe dafür, dass ich die "Falsche Fährte" selbst schreiben wollte, obwohl ich so etwas nur selten mache. Ich mag es eigentlich, wenn andere Leute die Filme machen. Deshalb habe ich es auch abgelehnt, weitere Wallander-Drehbücher zu schreiben.

Und warum wollten Sie "Die falsche Fährte" selbst schreiben?

Ganz einfach: Ursprünglich war gedacht, dass meine Frau Regie führen würde. Aus verschiedenen Gründen konnte sie es dann doch nicht tun.

Beim ersten Film hat dann Leif Magnusson Regie geführt, bei "Die fünfte Frau" der Däne Birger Larsen. Beide haben ihren eigenen Stil. Wie schätzen sie das ein?

Ich mag beide. Zum Glück habe ich ein Veto-Recht bei der Wahl des Regisseurs. Sie arbeiten unterschiedlich, aber beide sind gut. Außerdem mag ich es, wenn die einzelnen Romanverfilmungen einen unterschiedlichen Stil haben.

Wie würden Sie den unterschiedlichen Stil beschreiben?

Ich möchte die beiden Filme nicht miteinander vergleichen, denn sie sind unabhängig voneinander entstanden.

 


 
Svedberg (Christer Fant, li.), Wallander (Rolf Lassgård, Mi.) und Maja Thysell (Marie Richardsson) schockiert über die dritte Leiche in Folge
(Foto: Nils Bergendal / © ZDF)

 

Das Hauptthema des Films ist Gewalt gegen Frauen. Wieso haben Sie sich dieses Themas angenommen?

Wir alle wissen, dass Gewalt gegen Frauen zu den am besten versteckten Verbrechen der Welt gehört.

Der Roman beginnt mit einem Prolog in Algerien. Was hat Sie an Algerien fasziniert?

Es ist nur der Beginn der Geschichte, den ich ausgesucht habe. Mit Algerien hat es eigentlich nichts zu tun. Ich habe einfach entschieden, die Geschichte so zu schreiben, dass sie dort beginnt.

Buch und Film weisen einige erzählerische Unterschiede auf. Zum Beispiel wird Wallanders Liebe im Film von einer Frau erwidert. In den Büchern wirkt er dagegen in Liebesdingen unglücklich.

Ich finde nicht, dass er unglücklich ist. Er ist sicher nicht glücklich, aber deswegen noch lange nicht unglücklich. Er sucht das Glück und wird es immer suchen, weshalb er nicht unglücklich sein kann. Sein Glück liegt wohl eher darin, dass er nicht resigniert, sondern die Situation ändern will.

In der Liebe hat er im Film aber mehr Erfolg als im Buch. Gefällt Ihnen das?

Ich habe keine Probleme damit. Zumal ich mit Marie Richardson als Maja Thysell sehr glücklich bin. Ich habe schon mit ihr beim Theater gearbeitet und halte sie für eine sehr, sehr gute Schauspielerin.

 


 
 Der Gerichtsmediziner Nyberg (Klas Gösta Olsson, li.), sein Kollege Svedberg (Christer Fant, re.) und Kommissar Wallander (Rolf Lassgård 2.v.re) entdecken erneut eine Leiche, die auf das Konto des Serienmörders zu gehen scheint
(Foto: Nils Bergendal / © ZDF)

 

Sie haben die Reihe mit Wallander schon abgeschlossen. Ihre neue Heldin ist Wallanders Tochter Linda. Wann werden diese Bücher in Deutschland erscheinen?

Das erste Buch "Vor dem Frost" ist in Schweden schon erhältlich. In Deutschland werden aber vorher noch drei andere Bücher, unter anderem ein Krimi mit dem Kommissar Stefan Lindman, von mir auf den Markt kommen. Deshalb möchte ich über die Linda-Romane noch nicht reden.

Wird sich das erste Buch mit Linda auch gut für eine Verfilmung eignen?

Ja, ich glaube, es eignet sich gut für die Verfilmung, aber im Grunde verstehe ich nicht viel davon.

Denken Sie denn schon beim Schreiben an den Film?

Nein, denn dann könnte ich nicht mehr schreiben. Ich denke nicht einmal an Schauspieler, wenn ich Charaktere entwerfe. Ich denke nur ans Schreiben.

Das ZDF zeigt die Filme zwischen Weihnachten und Neujahr. Wo werden Sie dann sein?

Ich weiß es noch nicht sicher, aber ich werde wahrscheinlich in Mozambique sein. Ich bin mir sicher, der Film wird viele Zuschauer in Deutschland haben. Noch mehr als die "Die falsche Fährte". Er hat noch mehr Kraft, wie ich finde. Er hat mir wirklich gut gefallen.

Das Interview führte Frederic Ulferts.