Exklusiv-Interview mit Rolf Lassgård
über die Wallander-Romane und seinen Beruf als Schauspieler




 
Rolf Lassgård spielt die Rolle des Kurt Wallander seit 1994
(Foto: © ZDF)

 

12 Fragen an den schwedischen Schauspieler:

wallander-web.de: In einer Umfrage auf wallander-web.de haben fast 70% der Besucher dafür gestimmt, dass sie der Meinung sind, Sie seien der richtige Schauspieler für die Rolle des Wallander und dass Sie sehr gut zu ihrer Vorstellung von Wallander passen. Wie kamen Sie eigentlich an die Rolle des Kurt Wallander?

Rolf Lassgård: Zuerst einmal freut es mich sehr, dass so viele der Meinung sind, dass ich mit ihrem Bild von Wallander übereinstimme. Vielleicht bin ich aber nicht die richtige Person um zu beantworten, wie ich die Rolle bekommen habe. Es gibt aber eine Geschichte, die ich gehört habe. Sie besagt, dass Henning Mankell meinen Namen auf einen Zettel schrieb, den er zusammenfaltete und Pelle Berglund gab, dem Regisseur der ersten Filme. Er war zu der Zeit mit den Dreharbeiten zu den Polizeiromanen von Sjöwall & Wahlöö beschäftigt, wo ich Gunvald Larsson spielte. Da begann eine offene Diskussion darüber, ob es richtig sei, von einer Polizeirolle zu einer anderen zu wechseln, aber alle die daran beteiligt waren, fanden, dass Gunvald Larsson und Kurt Wallander zwei sehr unterschiedliche Charaktere sind.

wallander-web.de: Gibt es irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und der Romanfigur Kurt Wallander, die Sie in den Verfilmungen spielen?

Rolf Lassgård: Sowohl als auch. Wenn man einen Charakter spielt lässt man sowohl ausgedachte Charakterzüge und Eigenschaften als auch welche von sich selbst in die Rolle einfließen. Aber mein Leben unterscheidet sich sehr von dem des Kurt Wallander. Die Dickköpfigkeit, die Geduld und die Beziehung zur Musik haben wir jedoch schon gemeinsam, auch wenn ich nicht so viel Oper höre.

wallander-web.de: Sind Sie bereit, auch in den nächsten Verfilmungen die Rolle des Wallander zu spielen, z.B. in "Mittsommermord" oder "Die Brandmauer"?

Rolf Lassgård: Wir haben gerade mit den Dreharbeiten zu "Der Mann, der lächelte" begonnen. Und solange ich Herausforderungen finde, ihn zu spielen, tue ich es gerne.

wallander-web.de: Wissen Sie, warum Sie der einzige Schauspieler sind, der in den neuen Wallander-Verfilmungen von SVT Malmö und dem ZDF nicht ausgetauscht wurde? Alle anderen Rollen rund um Wallander, z.B. Martinsson und Svedberg, werden nun von anderen Schauspielern gespielt als in den älteren Verfilmungen, bei denen noch Pelle Berglund Regie geführt hatte? Auch die Schauspielerin, die Wallanders Tochter LInda gespielt hatte, wurde ersetzt. In den älteren Filmen war es Cecilia Zwick-Nash und nun ist es Jenny Rudell. Kennen Sie den Grund für diese Veränderungen?

Rolf Lassgård: Wir haben fast fünf Jahre Pause gemacht. Als dann die Dreharbeiten zu "Die falsche Fährte" begannen, wollte man auch in der Rollenbesetzung, der Bildsprache und der gesamten Inszenierung einen Neuanfang wagen. Wallander sollte das Bindeglied zwischen den älteren und den neuen Verfilmungen werden. Deshalb spiele ich auch in den neuen Verfilmungen die Rolle des Kurt Wallander.

wallander-web.de: Manche Besucher von wallander-web.de haben kritisiert, dass der Charakter der Ann-Britt Höglund in der Verfilmung von "Die fünfte Frau" offensichtlich durch Maya Thysell ersetzt wurde, die jedoch in der Buchvorlage überhaupt nicht vorkam. Was denken Sie über diese Änderung im Drehbuch?

Rolf Lassgård: Bücher und Filme sind zwei verschiedene Kunstgattungen. Einer der wichtigsten Charakterzüge Wallanders ist sein Verhältnis zu Frauen. In einem Buch genügt es, dass seine Gedanken über Frauen den Leser erreichen, aber im Film müssen wir seine Begegnungen mit Frauen sehen. In "Die falsche Fährte" gab es Ann-Britt Höglund, eine verheiratete Frau mit kleinen Kindern. Wir glauben, dass falsche Abneigungen gegen Wallander entstehen könnten, wenn wir Wallander in eine Ehe mit kleinen Kindern eindringen lassen. Zugleich sehen wir es auch als sehr wichtig an, Wallander in der Verfilmung von "Die fünfte Frau" verschiedene Frauen treffen zu lassen: Seine Ex-Frau, seine Tochter, seine neue Kollegin und damit die Liebe. Aus diesem Grund schuf man Maja Thysell, worüber ich mich sehr freue, vor allem als entschieden wurde, dass Marie Richardson sie spielen sollte.

wallander-web.de: Können Sie verstehen, dass manche Leser der Wallander-Romane die Verfilmungen nicht sehen möchten, weil Sie befürchten, dass ihre eigene Vorstellung von Kurt Wallander und den anderen Romanfiguren dadurch zerstört werden könnte?

Rolf Lassgård: Teilweise kann ich das verstehen. Wenn man ein Buch liest, macht man sich daraus seinen eigenen Film und entscheidet selbst, wie es aussehen soll. Aber wenn man ein solches Bild hat, sollte man keine Angst davor haben, noch ein weiteres zu bekommen!

wallander-web.de: Stehen Sie in Kontakt mit dem Autor der Wallander-Romane, Henning Mankell? Falls ja, wie ist Ihre Beziehung und was denkt er über die Art und Weise, wie Sie die Rolle des Kurt Wallander in den Verfilmungen spielen?

Rolf Lassgård: Wir sind am häufigsten in Kontakt miteinander während der Dreharbeiten und auch bei Pressekonferenzen usw. Es ist mir immer wichtig gewesen, seine Meinung zum Drehbuch usw. zu hören.

wallander-web.de: Was ist Ihrer Meinung nach der Grund für den weltweiten Erfolg der Wallander-Romane?

Rolf Lassgård: Erstens sind es spannende Geschichten. Zweitens erzählen sie von der Zeit und der Gesellschaft, in der wir leben. Kurt Wallander ist auch jemand, mit dem wir uns identifizieren können, kein Superheld, sondern ein Mensch wie du und ich, der mit Problemen ringt.

wallander-web.de: Wie lange arbeiten Sie schon als Schauspieler? War dies immer Ihr Traumberuf oder haben Sie vorher einen anderen Beruf ausgeübt?

Rolf Lassgård: Ich arbeite seit 25 Jahren als Schauspieler am Theater und im Film. Man könnte sagen, dass das Theater eine große Freizeitgestaltung war, die schließlich zu meinem Beruf wurde.

wallander-web.de: Wo in Schweden leben Sie eigentlich? Sind sie verheiratet und haben Sie Kinder?

Rolf Lassgård: Ich lebe in einer kleinen Stadt nördlich von Stockholm. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder.

wallander-web.de: Falls Sie bereits einen Blick auf die Wallander-Fanpage unter www.wallander-web.de geworfen haben - was ist Ihre Meinung über die Webseite?

Rolf Lassgård: Ich bin auf der Wallander-Seite gewesen und bin sehr beeindruckt. Ich finde, sie zeugt von einem echten Interesse für Wallander und Henning Mankells literarisches Werk. Deshalb bin ich auch froh, dass auch all unsere Verfilmungen dort ihren Platz haben.

wallander-web.de: Gibt es etwas, das Sie den Besuchern von wallander-web.de gerne sagen würden?

Rolf Lassgård: Ich hoffe, dass euch auch die künftigen Verfilmungen der Wallander-Romane gefallen werden!

 

Das Interview führte Daniel Imort.
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