"Jetzt wartet Elling zu Hause" -
Kerstin Monk interviewt Rolf Lassgård




 
Premiere von "Elling" im Februar 2004
(Foto: © GD)

 

Wie war es einen Film in England aufzunehmen?
Sehr spannend! Ich bin sehr froh darüber, dass ich dieses Abenteuer erleben durfte. Es war auch eine Weile her, dass ich mit Colin und Helena gearbeitet habe. Schauspielern aus anderen Ländern zu begegnen, war ein Geschenk und es war spannend.

Welche Rolle spielst du jetzt?
Einen Mann, der Deafy heißt. Der Film beginnt im Februar 1942 während des Zeiten Weltkrieges. Dann springt die Handlung in die 50-iger Jahre. Ich bin ein alter Europäer, der rüber fuhr und drüben Stellung bezog. Ich glaube nicht, dass er gekämpft hat. Aber er verletzte sein Gehör fast sofort. Dann ist er dort geblieben und wurde von dem Onkel der Familie aufgenommen. Alles spielt um ein Haus herum. Dort gib es einen Pfarrer und diesen Onkel, der ein Bestattungsunternehmen betreibt. Deafy ist die Aushilfe und der unterste in der Hierarchie. Er ist Ausländer und hat eine Behinderung. Es gibt noch mehr, aber das kann ich nicht verraten.

Ist er ein Schwede?
Ja, er ist ein Schwede, aber das wissen wohl nicht so viele. Die Schweden waren nicht so beliebt wie die Norweger damals. Wir wurden ja ein wenig wie Verräter angesehen.

Und Helena, was spielt sie?
Eine schwedische Frau die zurückkommt und ihre Mutter sucht. Sie stellt das ganze Haus auf den Kopf.

Kann es sein, dass Colin seine eigenen Wurzeln und seine Identität in diesem Film sucht?
Ja, es geht um einen Jungen der in dem Haus aufwächst. Aber ich weiß nicht wie biographisch es ist. Aber er hat ja Kenntnisse über sein eigenes Land. Es war schön zu sehen wie Colins besondere Art zu arbeiten in England funktionierte. Er schreibt ja nie einen Dialog. Für uns Schweden war es gut gezwungen zu sein seine Texte zu übersetzen. Das ist gut für den Fortschritt und für die Phantasie. Aber einige Dinge waren unmöglich zu übersetzen. Ich erinnere mich an „ Under solen“. Ich sollte in die Stadt fahren und eine Anzeige aufgeben und frage den Mann was ich tun musste. „ I am going to town to meet an man about a dog“, Das war das was ich von Colin bekam, das sollte ich sagen. Das ist ein englischer Ausdruck, der bedeutet, -„das geht dich nichts an“ , auf eine nette Art gesagt. Da gibt es einfach keine gute Übersetzung, daher mussten wir die Situation ändern. Es wäre zu unverschämt gewesen zu sagen –„ das geht dich nichts an“. In England hat es Spaß gemacht Colin zu erleben, zu sehen wie die Stichworte kamen, seine Lust daran.

Wie reagierten die englischen Schauspieler?
Die waren froh. Englische Schauspielen sind isolierter in der großen Maschinerie. Hier waren wir ein Team und das hat ihnen sehr gefallen Es war mehr wie eine Theaterarbeit es war nicht so wie wenn jeder seinen Wohnwagen gehabt hätte wo man sitzt und wartet bis gefilmt wird. Es war auch eine unglaubliche Erfahrung, die älteren englischen Schauspieler und ihre ungeheure Erfahrung erleben zu dürfen. Man hat einige Idole bekommen.

Und jetzt wartet "Elling". Wie kam es dazu?
Vicky von der Lancken, der Produzent, hat dieses Vorhaben mit Ulveson geplant. Sie haben mich mehrere Male angerufen um einen Termin zu finden. Ich wusste welche freie Zeit in dem Jahr hatte. Gleichzeitig fällt es mir schwer mich zu entscheiden, wenn es um Theater geht. Ich habe ja u.a. „Stormen“ in Göteborg gemacht und das hat großen Spaß gemacht Aber es ist anders als einen Film zu machen. Da arbeitet man den ganzen Tag und abends bereitet man sich für den nächsten Tag vor. Im Theater hast du einen Übungstermin. Und dann, wenn du spielst, wartet man einen ganzen Tag bis es abends soweit ist. Es ist anstrengend für die Familie. Das habe ich Vicky erzählt und sie meinte, wir könnten ja auch in Gävle spielen, das hat mir die Sache in vielerlei Hinsicht leichter gemacht.

Es soll schon ausverkauft sein?
Bestimmt gibt es einige Plätze noch. Anfangs ging es sehr schnell aber es ist noch nicht ausverkauft.

Was empfindest du in Bezug auf dieses Stück?
Es ist eine sehr warme und wohlige Geschichte mit Trauer und Humor. Die hat alles. Menschen, die anders sind, haben mich immer fasziniert, angefangen mit dem Dorftrottel bis hin zum Falstaff. Ich bin fasziniert von ihnen, die Welt wird anders, wenn man sie mit ihren Augen sieht.

Wo findest du diese Rollen?
Da gibt es eine ganze Menge. Es ist faszinierend über diese Menschen zu schreiben. Ein Mann zu dem ich oft zurückkehre ist „Morbror Anders“, der Roman von Molly Johnsson, die ihre Wurzeln im Regierungsbezirk hat. Ich lese ihn ab und zu mit großer Freude. Er ist lustig und fesselnd und ist dem Elling sehr ähnlich. Es wird auch Spaß machen mit einer kleinen Gruppe zu arbeiten, mit Gustav Hammarson, den ich im „Henrik IV“ traf. Er machte den Prinzen und ich Falstaff. Meine letzte kleine intimere Geschichte war „La Strada“ mit dem Folkteater und das ist sehr lange her.

War dein Weg zum Theater nicht so gerade?
Doch ich fing sehr früh an, schon in der Schule auch wenn ich damals nicht daran dachte es professionell zu machen. Das kam später. Dann habe ich mit Laientheater weiter gemacht. Es war ein Hobby. Wir waren eine Gruppe. Aber m.E. gab es keine Schauspieler in der Familie.

Musik?
Musik ist ein unendlich wichtiger Teil meines Lebens und vielleicht bin ich ein wenig traurig darüber, dass ich kein Instrument spielen gelernt habe. Aber ich benutze Musik in meiner Theaterarbeit. Um die Stichworte zu finden oder um Inspiration zu bekommen. Da kann mich die Musik in eine andere Welt bringen.

Hat es auch damit zu tun, dass man hört was du sagst, auch in „Gasklockorna“?
Ich glaube, das kommt von der Arbeit mit „Amledo“. Damals haben wir die Musik sehr wichtig genommen. Sie war fast wichtiger als die Bedeutung. Und das führte dazu, dass das Ganze viel deutlicher wurde. Wenn man auf diese Weise mit dem Text arbeitet, trifft man die tragenden Worte. Es war lustvoll und spielerisch. Ich habe die Musikalität eines Schauspielers, nicht die eines Musikers.

In deinem Beruf hängt ja der Erfolg damit zusammen, dass man von jedem erkannt wird.
Ja, das Eine führt zum Anderen. Beides gehört zusammen. Und so werden auch neue Gelegenheiten zum Arbeiten geschaffen. Der Negative daran ist, dass man auf bestimmten Gebieten, Humanität zum Beispiel, zum Spezialisten ausersehen wird, wenn man mal eine solche Rolle gespielt hat. Und man wird zu einem Spielzeug für die Medien. Man bekommt einen Unterhaltungswert, für den ich mich aber nicht interessiere.

Du meinst so etwas wie die Auszeichnung zum begehrenswertesten Mann Schwedens?
Ja so etwas. Verschiedene Wahllisten. Und dann wollen sie so gerne den Leuten einen Frack anziehen. So einfach ist das Leben aber nicht.

Welches Verhältnis hast du zu Henning Mankell?
Ein gutes. Wir haben eine ähnliche Herkunft, freie Theatergruppen. Unsere Begegnungen geschahen durch Kurt Wallander und sind beruflich. Ich bewundere seine Bücher und ich freue mich über den Versuch sie hier im Film umzusetzen.

Was planst du jetzt?
Heute habe ich keine festen Pläne nach "Elling". Ich träume da von Shakespeare, aber ich verrate nicht welches Stück mir da vorschwebt. Es gibt auch Gespräche über Krilon mit Peter Oskarson und dann das 7. Wallander Buch. Im Februar hat „Tre solar“, der letzte Film von Rickard Hobert Premiere. Dort spiele in einen Barbier im Mittelalter...


Das Interview führte Kerstin Monk vom GD.
Vielen Dank an Martina Andres!
© 2004 GD